Wie klappt dass so, mit der Inklusion?

Inklusion ist ein überflüssiges Wort. Es bedeutet nur, dass alle Kinder zusammen zur Schule gehen. Doch das klingt doch erstmal selbstverständlich. So wie in der Grundschule. Da hat erstmal keiner groß nachgefragt, ob da am Ende Abitur oder Abbruch bei rum kommt. Da hieß es einfach: Schule. Zuckertüte, Ranzen und zum ersten Mal einen „Sitznachbar“.

Doch was tun, wenn die Fünfjährige im Rollstuhl sitzt? Oder den Stift beim Vormalen nicht halten kann? Vielleicht sogar lieber mit großem „Tatütata“-Geschrei herumrennt, anstatt mit der Tante bei der Einschulungsuntersuchung Konversation zu betreiben? Kann bitte jemand mal einen Sonderpädagogen rufen?!

Der kommt dann mit einem Koffer, testet das Kind mit ausgefuchsten Knobelspielen und erklärt wenig später: Besonderer Förderbedarf. Nichts mit Grundschule. Lieber Förderschule unter „seinesgleichen“. Dort kann viel besser gefördert werden. Meistens gibt es dort ein wiedersehen mit dem Sonderpädagogen, der mit dem Koffer da war. Also doch lieber nicht alle Kinder in eine Schule. Wie soll dass denn auch aussehen? Fachbegriff: Separation. Die guten ins Töpfchen…

Nach Jahrzehnten kam die plötzliche Einsicht, dass es nicht so richtig toll ist eine „behinderte“ Paralellwelt zu haben. Viele Kinder mit schweren Behinderungen durften eh erst seit den ’70ern zur Schule. Auf der anderen Seite standen – oder meistens saßen – die bis auf ihren Rollstuhl ziemlich gewitzten Kinder. Einige von ihnen wurden auf ebenerdige Schulen geschickt. Das ganze nannte man Integration. Allerdings klappte das nur mit wirklich wenigen Kids. Meistens haben die Eltern sehr dafür kämpfen müssen. Trotzdem sah es häufig so aus, dass die Schüler zwar im selben Gebäude unterrichtet wurden, den selben Schulhof und Toiletten nutzten, aber ansonsten in den Hauptfächern in Förderklassen bespaßt wurden. Wie soll es auch anders gehen? Die kommen sonst im Stoff ja niemals mit!

Jetzt ist die Inklusion die neuste Erfindung. Kann die Ausländerpolitik wenigstens ihren Begriff Integration wieder haben. Gemeint ist, dass alle Kinder, egal ob mit oder ohne Behinderung, eine Schule besuchen. Deshalb werden jetzt reihenweise Förderschulen geschlossen. Für die Unkonzentrierten und Auffälligen ist dann die Haupt-, Sekundar- oder Gesamtschule zuständig. Bei den Rollstuhlfahrern entscheidet meist die Barrierefreiheit, logisch. An den allgemeinen Schulen arbeiten jetzt Sonderpädagogen. Manchmal in Form von überforderten Schülern und Lehrern. Häufig aber mit engagierten Menschen, die nach Kräften versuchen es hin zu bekommen.

Ich darf auch in der Inklusion arbeiten. Einmal in der Woche an einer kleinen, einzügigen Grundschule. Wenn ich von Kolleginnen gefragt werde: „Wie klappt’s in der Inklusion“, dann sage ich: „Gut.“ Kriegt jemand auf einer Party mit, dass ich an einer Förderschule arbeite und fragt: „Wie klappt das so, mit der Inklusion.“ Dann erkläre ich gerne – wie oben – wie vielschichtig das Thema ist. Warum brauchen wir Gemeinsamen Unterricht, wenn es eigentlich für alle Unterricht heißen sollte? Warum haben wir Inklusionsschulen, wenn eigentlich alle Kinder nur zur Schule gehen sollten? Zumindest wird darüber gerede. Dass hat das Wort Inklusion immerhin geschafft.

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